EFB-Forschungsbericht Nr. 96

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Vergleichende Untersuchungen an Überlastsicherungen mechanischer Pressen mit dem Ziel einer Lösungsfindung für schnell laufende mechanische Pressen

Verfasser: Reimund Neugebauer, Hans-Georg Schütz, Uwe Schmidt, Volker Seifert

ISBN 978-3-86776-230-4 – 93 Seiten, 50,30 €

Zusammenfassung

EFB/AiF-Forschungsvorhaben 9946B

Ziel des durchgeführten Projekts war die Entwicklung einer industriell einsetzbaren Überlastsicherung für schnellerlaufende mechanische Pressen, die insbesondere die folgenden Anforderungen erfüllt:
• Sicherung der Umformmaschine vor kraftmäßiger Überlastung bei Hubzahlen von 100 bis 300 min-1
• Sicherung der Umformwerkzeuge vor Überlastung durch den Betrieb der Umformmaschine im Teillastbereich ohne Beeinträchtigung der Maschinensteife und damit der Arbeitsgenauigkeit.

Ausgehend vom aktuellen technischen Stand wurde für den Einsatz in einer schnellaufenden Presse ein Ventil mit pyrotechnischer Betätigung als Überlastsicherung entwickelt und in umfangreichen Versuchsreihen auf einem Versuchsstand erprobt. Um die von der Hochgeschwindigkeitsstelleinheit hoch beschleunigten Ventilschieber ohne Beschädigung abbremsen zu können, wurde die Überlastsicherung mit einer neuartigen Endlagendämpfung ausgerüstet, die zwischenzeitlich patentiert wurde. Im Rahmen der durchgeführten experimentellen Untersuchungen wurden verschiedene pyrotechnische Zünder und Ladungen hinsichtlich ihrer Eignung untersucht. Zur Entwicklung einer serienreifen Treibladung wurde Dynamit Nobel als Hersteller pyrotechnischer Elemente einbezogen.

Nach erfolgreichem Abschluß der Untersuchungen wurde ein Funktionsmuster für einen Schneidautomaten mit 1600 kN Nennpreßkraft gebaut und zusammen mit der entwickelten Treibladung und unter Verwendung einer eigens für diese Anwendung entwickelten Auslöseelektronik in der Maschine erprobt.

Die Zeit von dem Erkennen der Maschinenüberlastung bis zum Bewegungsbeginn des Ventilschiebers bzw. bis zum Beginn des Druckabbaus liegt deutlich unter 1 Millisekunde. Die Druckabbauzeit war bei den durchgeführten Versuchen im Vergleich zur eingesetzten konventionellen hydraulischen Überlastsicherung mindestens um den Faktor 30 kürzer. Es wurde nachgewiesen, daß die in der Aufgabenstellung formulierten Anforderungen an eine Überlastsicherung für schnellerlaufende mechanische Pressen mit den entwickelten Komponenten sicher erreichbar sind, während diese Forderungen mit einer konventionellen hydraulischen Überlastsicherung nicht erfüllt werden können.

Mit dieser neuartigen Überlastsicherung lassen sich Pressen bei wesentlich höheren Hubzahlen als bisher sicher vor kraftmäßiger Überlastung schützen.
Durch die sensorielle Ansteuerung kann auch im Teillastbereich mit vollem Vorspanndruck des Öls im Druckpunkt gearbeitet werden, was zur Erhöhung der Maschinensteife und auch zur Verbesserung der Arbeitsgenauigkeit führt.

Die Auslöseelektronik kann durch den permanenten Soll-Ist-Vergleich sich anbahnende Überlastfälle bzw. durch Kombination mit anderen Sensorsignalen unkritische Überlastungsfälle erkennen und so unnötige Auslösungen der Überlastsicherung vermeiden.

Die entwickelten Komponenten sind nach den erforderlichen Anpassungen an den konkreten Einsatzfall sowie nach erfolgter Zulassung durch die Bundesanstalt für Materialprüfung und, falls notwendig, durch die Physikalisch-Technische Bundesanstalt in der Industrie einsetzbar.


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